Nach der Coronavirus-Pandemie hat der internationale Tourismus neuen Aufschwung erhalten. Menschen reisen wieder unermüdlich rund um den Globus. Mehr noch: Der Kreis touristischer Länder erweitert sich um Staaten, deren Namen früher eher mit Schaudern ausgesprochen wurden. Zentralasien jedoch nimmt auch in dieser Hinsicht eine besondere Stellung ein. Die Region verfügt über alle Voraussetzungen zur Entwicklung des Tourismussektors – doch in manchen Republiken verläuft dieser Prozess langsamer, als man es sich wünschen würde.
Schlechte Nachrichten – in kleiner Schrift
Fans der Serie „The Big Bang Theory“ erinnern sich sicher daran, wie der penible Workaholic Sheldon Cooper sich weigerte, seinen wohlverdienten Urlaub anzutreten. Institutsleiter Herr Siebert jedoch erklärte, Cooper müsse unbedingt Ferien machen – schließlich träumten buchstäblich alle Mitarbeiter davon.
— „Aber wenn ich nicht arbeite, was soll ich dann mit mir anfangen?“, fragte Cooper.
— „Lesen, entspannen, reisen“, antwortete Siebert. „Afghanistan soll zu dieser Jahreszeit einfach großartig sein.“
— „Sarkasmus?“, fragte Cooper seine Kollegen.
— „Keineswegs – fahr ruhig hin“, bekam er zur Antwort.
Heute ist dieser derbe Scherz keine reine Scherzvorstellung mehr. Das Islamische Emirat Afghanistan, das kürzlich von Russland anerkannt wurde, präsentiert sich als neues Tourismusparadies. Im Internet kursiert sogar ein Video, in dem ein Selbstmordattentäter mit schwarzem Sack über dem Kopf, umringt von bewaffneten Taliban, plötzlich die Maske abnimmt und Touristen nach Afghanistan einlädt. Interessanterweise haben 2024 bereits rund 9.000 Touristen das Land besucht – vor allem aus Russland, China, der Türkei und dem Nahen Osten. Doch allem Anschein nach streben die Taliban deutlich höhere Zahlen an.
Zum Glück ist Zentralasien von solch extremem Tourismus weit entfernt. Zwar kommt es auch hier mitunter zu tragischen Vorfällen wie dem Angriff auf Radtouristen in Tadschikistan. Im Großen und Ganzen ist die Lage für den Tourismus in Zentralasien jedoch recht günstig.
So füllten sich etwa in Kirgisistan zwischen 2020 und 2024 dank der Steuereinnahmen aus dem Tourismus die Staatskassen um 1,1 Milliarden Som (12,5 Mio. US-Dollar). Während die Einnahmen im Jahr 2020 noch bei 49,3 Mio. Som (564.000 US-Dollar) lagen, erreichten sie 2024 bereits 336 Mio. Som (3,8 Mio. US-Dollar).
Nach Ansicht von Beamten und Tourismus-Experten schafft ein einziger Tourist mindestens drei Arbeitsplätze. Im vergangenen Jahr kamen 8,5 Millionen Gäste nach Kirgisistan, und in diesem Jahr soll die Marke von 10 Millionen erreicht werden. Selbst nach vorsichtigen Schätzungen gibt ein Tourist pro Tag zwischen 200 und 250 US-Dollar aus. Diese Rechnung wirkt äußerst vielversprechend.
Vor diesem Hintergrund versuchen kirgisische Beamte, auf Nummer sicher zu gehen, und rufen dazu auf, keine negativen Nachrichten zu veröffentlichen – insbesondere nicht über Unfälle und Verbrechen –, um Touristen nicht von Kirgisistan abzuschrecken. Und wenn sich solche Informationen doch nicht vermeiden lassen, wird vorgeschlagen, sie „auf Kirgisisch, in kleiner Schrift und ganz am Ende der Nachrichten“ zu platzieren.
Natürlich ließen die Spötter nicht lange auf sich warten und schlugen Gegenmaßnahmen vor – etwa nur positive Nachrichten zu veröffentlichen und diese dafür in großer Schrift. So könnten die Meldungen lauten: „In der vergangenen Woche wurden in Kirgisistan NICHT fünfzehn Menschen ausgeraubt und NICHT achtundzwanzig verprügelt.“
Das Bestreben, „den Schmutz nicht nach außen zu tragen“, ist allerdings durchaus nachvollziehbar – der Tourismussektor leistet einen erheblichen Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt des Landes. In erster Linie geht es dabei um die nächsten Nachbarn: Die meisten Touristen kommen nach Kirgisistan aus Usbekistan (61,7 %), Kasachstan (28,3 %) und Russland (5,6 %). Zusammengenommen stellen diese drei Länder fast 96 Prozent des gesamten ausländischen Touristenstroms in die Kirgisische Republik.
Wie wichtig der Tourismussektor derzeit für Kirgisistan ist, zeigt allein die Tatsache, dass Arbeitssitzungen zum Bau des ganzjährig nutzbaren Skiclusters „Ala-Too Resort“ persönlich von Präsident Sadyr Schaparow geleitet werden.
Milliarden Dollar, Millionen Gäste
Auch in Usbekistan wird der Tourismussektor de facto vom Präsidenten selbst betreut. So inspizierte Schawkat Mirsijojew kürzlich den Bau eines Skigebiets im Bezirk Parkent. Dieses Resort könnte zum Konkurrenten des bereits bestehenden Komplexes „Amirsoy“ im Bezirk Bostanlyk werden. Geplant sind der Bau von Drei-, Vier- und Fünf-Sterne-Hotels, Skipisten, Seilbahnen, Chalets, Picknickplätzen, Restaurants, Wellnesszentren sowie rund 600 Serviceeinrichtungen. Nach Fertigstellung soll das Resort täglich bis zu 15.000 Touristen aufnehmen können. Unter Berücksichtigung der saisonalen Angebote werden rund 10.000 neue Arbeitsplätze entstehen.
Mirsijojew besuchte zudem Kumushkan – eine der malerischsten Ecken der Region Taschkent –, wo das erste touristische Dorf Usbekistans geschaffen wurde.
Darüber hinaus verschaffte sich der Präsident auch einen Überblick über den Stand der Bautätigkeiten im Wohnkomplex „Parkentsoy“. Dieser Ort kann als Öko-Städtchen bezeichnet werden: Gebäude entstehen am Ufer eines malerischen Baches, auf den Dächern werden Solarkollektoren installiert. Außerdem werden dort Schulen, Kindergärten, Sportplätze, ein künstlicher See, Erholungszonen und Radwege angelegt.
Insgesamt werden derzeit in der Region 52 Tourismusprojekte mit einem Gesamtvolumen von 1,8 Milliarden US-Dollar umgesetzt. Nach Fertigstellung sollen die Objekte bis zu 1 Million Gäste empfangen können.
Die Perspektiven des Tourismus in Usbekistan sind insgesamt nahezu grenzenlos. Einerseits gibt es historische und kulturelle Sehenswürdigkeiten, andererseits den Ökotourismus: Safaris durch die Wüste, Wanderungen zu Gletschern, Reisen in einzigartige Gebirgsregionen, Exkursionen in Naturschutzgebiete und Nationalparks – für jeden Geschmack und jedes Bedürfnis.
Ein eigenes Kapitel stellt der Agrotourismus dar. Besucher können örtliche Bauernhöfe besuchen und sich an der Produktion von Wein, Bier, Gemüse, Obst, Honig, Sonnenblumenöl, Heilpflanzen, Baumwollerzeugnissen sowie an der Viehzucht beteiligen.
Dem Agrotourismus schließt sich der ländliche Tourismus an: Reisende haben die Möglichkeit, die entlegensten Winkel des Landes zu erleben – mit jahrtausendealten Siedlungen, in denen es bis heute weder Telefonnetz noch Internet gibt. Dafür lernt man hier die Geschichte der Republik, die authentische lokale Küche und die unberührte Natur Usbekistans kennen.
Ein eigenes Kapitel verdient auch der Ethnotourismus, der für ausländische Gäste stets besonders attraktiv ist. Das Spektrum reicht hier von den touristischen Dörfern Sentob und Kumushkan über Siedlungen in den Ausläufern des Hissar-Gebirges bis hin zum Dorf Imam-Ota mit alten Heiligtümern und Campingplätzen.
Der Ethnotourismus umfasst unter anderem den Besuch von Öko-Farmen und nationalen Handwerkszentren. Hier wird den Touristen gezeigt, wie nach alten Traditionen Keramikwaren, Seidenstoffe und Souvenirs hergestellt werden.
Hervorragende Möglichkeiten bietet die Republik auch für den Sporttourismus. Wassersportler können zwischen entspanntem Bootfahren auf riesigen Seen und extremem Rafting auf reißenden Flüssen wählen. Besonders beliebt sind Gleitschirmflüge in der malerischen Gegend des Charvak-Stausees. Für Bergtourismus, Alpinismus und Klettern stehen im Gebiet des Westlichen Tianshan Dutzende Routen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade zur Verfügung.
Wer das schwindelerregende Klettern über Abgründe für etwas zu anstrengend hält, kann sich mit einfachen Wanderrouten in den Bergen zufriedengeben. Diese verbinden sportliche und kulturelle Elemente – etwa in der Schlucht Sarmyschsay, wo über 4.000 Felszeichnungen (Petroglyphen) entdeckt wurden.
Und schließlich erfreut die Gäste auch der für Usbekistan traditionelle Reittourismus, bei dem Besucher die Möglichkeit haben, auf den berühmten Karabair-Pferden zu reiten.
Nicht überall Müll hinterlassen
Auch in Kasachstan entwickelt sich der Tourismus recht dynamisch. So besuchten 2024 mehr als 15 Millionen ausländische Touristen die Republik. Der Inlandstourismus steht dem kaum nach – im Laufe des Jahres reisten über 10 Millionen Kasachstaner aktiv durch ihr eigenes Land.
Der Minister für Tourismus und Sport, Jerbol Myrsabossynow, ist der Ansicht, dass die Offenheit Kasachstans für Ausländer eine wesentliche Rolle in der Entwicklung des Tourismussektors gespielt hat. Heute können Bürger von 87 Staaten ohne Visum in die Republik einreisen, und für 107 Länder besteht die Möglichkeit eines elektronischen Visums.
Laut Statistik stellen die Russen die größte Gruppe unter den ausländischen Touristen in Almaty – 25% oder jeder Vierte. An zweiter Stelle liegt Indien mit 16%, an dritter China mit 13%. Doch es gibt auch Probleme. So wird die weitere Entwicklung des Tourismussektors durch die unzureichende Hotelinfrastruktur eingeschränkt – sprich: es fehlt an Hotels, die internationalen Standards entsprechen.
Ein weiteres zentrales Problem für die Tourismusbranche Kasachstans ist die Umwelt – insbesondere an beliebten Reisezielen. Müllberge von Touristen und Staus durch Autos in Naturschutzgebieten belasten sowohl die Anwohner als auch die Branche insgesamt. Vertreter des Tourismusministeriums sind der Meinung, dass sich dieses Problem durch ein System des Ressourcenmanagements lösen ließe. Wie genau dieses System jedoch aussehen und funktionieren soll, weiß niemand – das Vertrauen der Beamten in bürokratische Mechanismen ist jedoch ungebrochen. Auf der anderen Seite sind die Hoffnungen gering, dass Touristen von sich aus auf die Sauberkeit der Umwelt achten – es sei denn, es werden drastische Strafen für die Angewohnheit eingeführt, überall Müll zu hinterlassen.
Weder Emir noch Esel werden sterben
Auch Tadschikistan zeigt ehrgeizige Pläne im Tourismussektor. Die staatliche Tourismusentwicklungsstrategie sieht vor, dass die Republik bis 2030 eine Führungsrolle im Ökotourismus übernehmen kann.
Hier werden sich manche vielleicht an die bekannte Fabel über Nasreddin Hodja erinnern. Der berühmte Schlaumeier erhielt vom Emir eine große Summe Geld und versprach, nicht irgendjemanden, sondern seinen eigenen Esel innerhalb von zwanzig Jahren das Lesen beizubringen. Der Emir gab das Geld, sagte aber, wenn der Esel in der angegebenen Zeit nicht lesen lernt, werde dem unglücklichen Lehrmeister der Kopf abgeschnitten. Jemand aus dem Freundeskreis fragte Nasreddin, wie er sich so ein Risiko erlauben könne. Darauf antwortete Nasreddin, er riskiere nichts, denn in zwanzig Jahren werde einer von ihnen bestimmt sterben: entweder der Emir, oder der Esel, oder er selbst.
Auf unseren Fall passt diese Geschichte allerdings kaum. Erstens bleiben bis 2030 nur noch fünf Jahre – man kann also nicht darauf hoffen, dass bis dahin alle Beteiligten von selbst verschwinden. Zweitens reisen bereits jetzt einige ausländische Touristen nach Tadschikistan. So besuchten in den ersten sechs Monaten des Jahres 2025 insgesamt 761.400 Ausländer die Republik – 180.900 mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, was einem Zuwachs von 31 % entspricht.
Natürlich sind 760.000 Besucher nicht mit den 15 Millionen in Kasachstan oder auch nur den 10 Millionen, die Kirgisistan anstrebt, vergleichbar. Doch wenn es um die natürlichen und kulturellen Schätze Tadschikistans geht, hat ein Tourist hier tatsächlich reichlich Möglichkeiten.
Heilige Stätten, höchste Gipfel, Gletscher, Heilquellen, Rafting, Angeln, Jagd, Parks und Gärten – all das lässt sich kaum aufzählen. Doch diese ehrgeizigen Pläne stoßen auf sehr irdische Probleme: Mangel an öffentlichen Toiletten an Straßen und in Tourismusgebieten, zu wenige günstige Hostels und Motels, langsames Internet, zunehmende Umweltprobleme. Um diese Schwierigkeiten zu bewältigen und Touristen mit allem Nötigen zu versorgen, müsste Tadschikistan Öko-Basen und Gästehäuser schaffen, die Infrastruktur ausbauen, Straßen und Verkehrsnetze modernisieren, Investitionen anziehen und internationale Umweltstandards einführen. Ob Tadschikistan in seiner derzeitigen politischen und wirtschaftlichen Verfassung all diese Aufgaben bewältigen kann? Eine fast rhetorische Frage – die Antwort darauf müssen die tadschikischen Behörden geben, und zwar nicht mit Worten, sondern mit Taten.
Tourismus: vorhanden, aber klein
Unter allen zentralasiatischen Republiken ist die Lage in Turkmenistan wohl die rätselhafteste. Bis heute ist unklar, ob es dort überhaupt so etwas wie Tourismus als halbwegs massenhaftes Phänomen gibt. Die Website des turkmenischen Außenministeriums schreibt dazu:
„Der Entwicklung der Tourismusbranche in Turkmenistan wird derzeit besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Das natürliche, touristische und historisch-kulturelle Potenzial des Landes, die reichen nationalen Traditionen und ihre Einzigartigkeit sind wichtige Richtungen für die Entwicklung der Tourismusbranche. Dies trägt wiederum zur Steigerung des internationalen Niveaus des Tourismussektors unseres Landes bei und verschafft ihm eine wichtige Rolle auf dem globalen Tourismusmarkt …“
Und weiter:
„Am 1. Mai 2020 wurde die Hauptstadt Aschgabat in die Weltföderation der Tourismusstädte aufgenommen. Die Mitgliedschaft in dieser angesehenen internationalen Organisation eröffnet der Stadt neue Möglichkeiten zur Entwicklung und Erweiterung verschiedener Tourismusrichtungen sowie zur Stärkung des touristischen Images der Stadt.“
All das klingt großartig. Zudem könnte man über die Natur und die Kulturdenkmäler Turkmenistans ganze Bände schreiben. Doch wie wirkt sich das auf die Lage der Tourismusbranche tatsächlich aus?
Dazu gibt es nur sehr wenige Informationen. So wurde etwa bekannt, dass der Zustrom ausländischer Touristen in die Republik im Jahr 2024 „im Vergleich zu den Vorjahren“ um 50 Prozent gestiegen sei. Ob das viel oder wenig ist? Leider kann darauf niemand eine klare Antwort geben. Alle zentralasiatischen Länder veröffentlichen konkrete Zahlen – alle, außer Turkmenistan.
Die letzten verlässlichen Daten zum turkmenischen Tourismus finden sich in der Wikipedia und stammen aus dem Jahr 2012. Demnach sah die Spitzengruppe der Herkunftsländer von Touristen damals so aus:
▪️ Iran – 3.874 Personen
▪️ Deutschland – 1.143 Personen
▪️ USA – 531 Personen
Mit anderen Worten: gezählt wurden nicht Millionen oder Hunderttausende, sondern gerade einmal ein paar Tausend ausländische Touristen.
Angenommen, der Tourismus in Turkmenistan habe sich – wie die Behörden und auch Wikipedia behaupten – in den letzten Jahren rasant entwickelt. Doch wie rasant ist dieses Wachstum tatsächlich? Was bedeutet die Formulierung „im Vergleich zu den Vorjahren“? Heißt das, dass die Besucherzahlen mehrere Jahre lang gleich blieben – etwa bei zehntausend pro Jahr – und dann plötzlich um fünfzig Prozent stiegen, also auf fünfzehntausend? Warum werden keine konkreten Zahlen genannt – wenigstens annähernd? Vielleicht, weil diese Zahlen im Maßstab des Staates verschwindend klein sind?
Offiziell heißt es, dass in Turkmenistan rund 130 Tourismusunternehmen tätig sind. Unklar bleibt jedoch, ob damit ausschließlich turkmenische Firmen gemeint sind oder ob auch ausländische dazugezählt werden.
Indirekte Hinweise – etwa Reiseberichte – lassen vermuten, dass ausländische Touristen in Turkmenistan äußerst rar sind. Und dafür gibt es objektive Gründe. Den Fakten nach zu urteilen, scheint man Ausländer in Turkmenistan nicht willkommen zu heißen.
So klagen russische Reisende über hohe Flugpreise und teure Visa, die für die Einreise obligatorisch sind. Außerdem ist es keineswegs einfach, ein Visum zu erhalten – die Ablehnungsquote liegt bei bis zu 80 Prozent.
Auch gefällt es vielen nicht, dass Reisen im Land nur in Begleitung eines offiziellen Begleiters möglich sind; andernfalls wird der Tourist einfach ausgewiesen und erhält ein Einreiseverbot.
Unerwünscht sind zudem ausländische Journalisten und Blogger – die turkmenischen Behörden bevorzugen, dass die Welt ihr Land durch die Augen der staatlichen Medien sieht und nicht durch unabhängige Beobachter.
Wechselt man Geld zum offiziellen Kurs, wird das Leben für Touristen sehr teuer; bei inoffiziellen Geldwechslern hingegen ist es riskant. Hinzu kommen Beschwerden über Internet-Sperren.
Unterm Strich ergeben sich für Reisende mehr Probleme als Freuden. Zwar sind inzwischen sogenannte Kombi-Tourpakete verbreitet, bei denen Touristen alle fünf zentralasiatischen Länder bereisen können, doch ändert das die touristische Situation in Turkmenistan grundsätzlich nicht. Das ist auch nachvollziehbar: Aufgrund der politischen Lage ist Turkmenistan ein extrem geschlossenes Land. Und während Privatpersonen und Firmen vielleicht gerne an Touristen verdienen würden, zeigen sich die Behörden offenbar gleichgültig. Der ideale Tourist aus Sicht der Regierung dürfte wohl so aussehen: Er bezahlt zu Hause seine Reise, bekommt dann einen dreistündigen Film über die Schönheiten Turkmenistans gezeigt – und alle sind zufrieden. Das Geld ist eingegangen, und niemand muss irgendwohin reisen.
Lässt man die skurrile Situation im Machtbereich der Herren Berdimuchamedow außer Acht, so sind die touristischen Perspektiven in den übrigen Ländern Zentralasiens durchaus ermutigend. Doch auch hier hängt vieles vom Willen und vom Einsatz der Gastgeber ab. Das bedeutet: Nur das gemeinsame Handeln von Staat und privaten Unternehmern bringt die besten Ergebnisse.
Alexej Winokurow