Vollständige Abschaltung des Internets in Afghanistan lähmt Banken, Transport und Medien

Im Büro der afghanischen Telekommunikationsbehörde (ATRA). Foto von afintl.com

Am 29. September wurde der Internetzugang im gesamten Afghanistan abgeschaltet. Dies berichtete der internationale Monitoring-Dienst NetBlocks.

„In Afghanistan ist derzeit eine vollständige Internetabschaltung zu beobachten, da die Taliban* Maßnahmen zur Stärkung der Moral einleiten. Mehrere Netzwerke wurden im Laufe des Morgens schrittweise abgeschaltet; auch die Telefonverbindungen sind derzeit gestört“, heißt es in der Mitteilung.

Das Fehlen von Internet- und Telefonzugang im ganzen Land wirkte sich sofort auf die Arbeit staatlicher und kommerzieller Strukturen aus, insbesondere auf Banken, Zollbehörden und Fernsehsender. Zehntausende Kunden verloren den Zugang zu Bankdienstleistungen, an Flughäfen blieben Hunderte Passagiere gestrandet, viele wichtige Operationen – von Geldtransfers bis zur Zollabfertigung – konnten nicht durchgeführt werden.

Fluggesellschaften stellten ihre Flüge nach Afghanistan vorübergehend ein: Wegen des Ausfalls der Kommunikation konnten die Besatzungen keine Start- und Landeinformationen erhalten. Die Websites und Streaming-Plattformen der wichtigsten afghanischen Fernsehsender, darunter TOLO, Shamshad, Lemar und Tamadon, haben ihren Betrieb unterbrochen. Auf Sendung blieben nur die von den Taliban kontrollierten Kanäle wie RTA und Maarif. Journalisten internationaler Agenturen, darunter AFP, bestätigten den Verlust des Kontakts zu Kollegen im Land.

Stadt- und Dorfbewohner beklagen massenhaft, dass sie keine Möglichkeit haben, mit Angehörigen in Kontakt zu treten, Waren zu bezahlen, medizinische Hilfe zu erhalten sowie zu lernen oder aus der Ferne zu arbeiten.

▶️ Nach Angaben von Afghanistan International wurde das Internet auf mündliche Anordnung des obersten Taliban-Führers Hibatullah Achundsada abgeschaltet. Die afghanische Telekommunikationsbehörde (ATRA) wies die Anbieter Roshan, Etisalat, Afghan Wireless und Afghan Telecom an, den Breitbandzugang im gesamten Land, einschließlich Kabul, bis auf Weiteres vollständig einzustellen.

Zuvor hatten Vertreter des Wirtschaftsministeriums, des Finanzministeriums und der Zentralbank gegen die Entscheidung protestiert, das Internet landesweit abzuschalten, und betont, dass ihre Institutionen ohne Internetanschluss nicht funktionieren könnten. Achundsada jedoch, so berichten Quellen, wies ihre Argumente zurück und erklärte, dass die neue Ordnung schrittweise eingeführt werde.

„Zur Zeit von Mullah Omar gab es kein Internet, und trotzdem liefen die Dinge normal. Deshalb muss man auch jetzt alternative Methoden finden“, soll Achundsada geantwortet haben.

*Die Organisation ist in mehreren Ländern als terroristisch eingestuft und verboten.