Die Europäische Union hat Tadschikistan aufgefordert, eine Reihe inhaftierter Anwälte und Journalisten unverzüglich freizulassen

Collage von Temur Varkis Social-Media-Seite

Die Europäische Union hat die tadschikischen Behörden aufgefordert, inhaftierte Anwälte, Menschenrechtsverteidiger und Journalisten sofort und bedingungslos freizulassen und dabei eine Liste mit konkreten Fällen vorgelegt. Der Aufruf erfolgte im Rahmen des 15. Menschenrechtsdialogs zwischen der EU und Tadschikistan, der am 17. Oktober in Brüssel stattfand, wie die Pressestelle der EU-Vertretung in der Republik mitteilte.

Im Dialog äußerte die EU tiefe Besorgnis über die Arbeitsbedingungen von Journalisten, Menschenrechtsverteidigern und der Zivilgesellschaft in Tadschikistan. Brüssel forderte die Behörden des Landes auf, die Möglichkeit der Neuregistrierung für zivilgesellschaftliche Organisationen zu gewährleisten, die zuvor gezwungen waren, ihre Tätigkeit einzustellen.

Besondere Aufmerksamkeit wurde der Situation in der Berg-Badachschanischen Autonomen Region gewidmet. Die Europäische Union äußerte ernste Besorgnis über das Fehlen von Fortschritten im Bereich der Menschenrechte in der Region und forderte die offiziellen Stellen in Duschanbe zu einem konstruktiven und offenen Dialog mit der pamirischen Minderheit auf.

Die Seiten erörterten die Verhütung von Folter und anderen Formen unmenschlicher Behandlung sowie die Reform des Strafvollzugssystems. Hervorgehoben wurde die Notwendigkeit, im Land ein unabhängiges System zur Überwachung von Haftorten einzurichten und eine wirksame gerichtliche Kontrolle zu gewährleisten. Darüber hinaus forderte die EU die tadschikischen Behörden nachdrücklich auf, internationale Standards für ein faires Gerichtsverfahren einzuhalten.

Im Rahmen des Dialogs wurden Frauenrechte, geschlechtsspezifische Gewalt und Fragen der Nichtdiskriminierung erörtert. Die Europäische Union erkannte gewisse Fortschritte bei der Ausarbeitung der tadschikischen Gesetzgebung im Bereich der Menschenrechte an, betonte jedoch, dass deren wirksame Umsetzung in der Praxis nach wie vor ein entscheidender Faktor sei. Es wurde festgestellt, dass die Förderung der Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten, einschließlich des politischen Pluralismus und der Unabhängigkeit der Medien, weiterhin ein Eckpfeiler der bilateralen Beziehungen ist. Spürbare Fortschritte in dieser Hinsicht werden für die Prüfung des Antrags Tadschikistans auf den GSP+-Status (Allgemeines Präferenzsystem Plus), der Handelsvergünstigungen gewährt, von entscheidender Bedeutung sein, betonte die EU. Verbesserungen im Bereich der bürgerlichen und politischen Freiheiten sowie des Schutzes ethnischer und religiöser Minderheiten wurden als zentrale Voraussetzungen genannt.

Der vergangene Dialog habe das gemeinsame Engagement für eine weitere Stärkung der bilateralen Beziehungen nach der Paraphierung des Abkommens über eine erweiterte Partnerschaft und Zusammenarbeit zwischen der EU und Tadschikistan im Juli 2025 bestätigt, so die EU. Er fügte hinzu, dass eine erfolgreiche wirtschaftliche Zusammenarbeit im Rahmen des künftigen Abkommens durch starke demokratische Institutionen und weitere Fortschritte bei der Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten untermauert werden müsse.

Es sei darauf hingewiesen, dass dies nicht der erste Versuch der Europäischen Union ist, die Freilassung tadschikischer politischer Gefangener zu erreichen – ein ähnlicher Aufruf erging bereits im Rahmen des 14. Menschenrechtsdialogs Ende 2023.

📷 Der ehemalige tadschikische Journalist Temur Varki veröffentlichte eine Liste seiner Kollegen, Blogger und Mitglieder der Führung der Partei der Islamischen Wiedergeburt, die seit 2015 aus politischen Gründen verurteilt wurden – nachdem der Oberste Gerichtshof Tadschikistans die Partei zu einer extremistischen Organisation erklärt hatte und es zu massiven Repressionen im Land gekommen war. Einige der Journalisten auf der Liste wurden wegen ihrer Verbindungen zur islamischen Partei verurteilt, andere wegen des Vorwurfs, einen Staatsstreich organisiert zu haben. Unter ihnen sind:

📷 Muhammadali Khait, zu lebenslanger Haft verurteilt;

📷 Rakhmatullo Rajab – erhielt 28 Jahre Freiheitsentzug;

📷 Abdukakhkhor Davlat — 28 Jahre;

📷 Ulfathonim Mamadshoyeva — 21 Jahre;

📷 Ahmadshoh Komilzoda — 19 Jahre;

📷 Hikmatullo Sayfullozoda — 16 Jahre;

📷 Komchek (Komyor) Mirzoyev — 10 Jahre;

📷 Daleri Imomali — 10 Jahre;

📷 Ahmad Ibokhim — 10 Jahre;

📷 Khushruz Jumayev (Khushom Gulom) — 8 Jahre;

📷 Rukhshona Hakimova — 8 Jahre;

📷 Abdullo Gurbati — 7,5 Jahre;

📷 Zavkibek Saidamini — 7 Jahre;

📷 Abdusattor Pirmukhammadzoda — 7 Jahre;

📷 Mamadsulton Mavlonazarov (Muhammali Sulton) — 7 Jahre;

📷 Khurshed Fozilov — 7 Jahre.

Im September dieses Jahres starb der 80-jährige Zubaydullo Rozik in einem tadschikischen Gefängnis – ehemaliger Chefredakteur der Zeitung „Najot“, bekannter Theologe und einer der Gründer der IPVT, in einer tadschikischen Strafkolonie. Im Jahr 2016 wurde er zu 25 Jahren Haft verurteilt.

Internationale Organisationen fordern außerdem die sofortige Freilassung mehrerer Anwälte, die ebenfalls aus politischen Gründen hinter Gitter gebracht wurden. Unter ihnen sind Buzurgmehr Yorov, Manuchehr Holiknazarov und Nuriddin Makhamov.