Die chinesischen Behörden haben sich an die Regierung Tadschikistans gewandt und Maßnahmen zum Schutz chinesischer Staatsbürger und Unternehmen gefordert. Gleichzeitig wurde Landsleuten dringend empfohlen, Gebiete an der Grenze zu Afghanistan umgehend zu verlassen.
Am Abend des 30. November führte der chinesische Botschafter in Tadschikistan, Guo Zhijun, Notfall-Telefongespräche mit dem Außenminister der Republik, Sirojiddin Muhriddin, und dem Ersten Stellvertretenden Vorsitzenden des Nationalen Sicherheitskomitees, Farhod Kamalzoda.
Die Seiten erörterten Vorfälle an der tadschikisch-chinesischen Grenze, bei denen mehrere chinesische Staatsbürger ums Leben kamen, sowie die Sicherheitsbedrohung für chinesische Unternehmen und Personal im Grenzgebiet. Guo Zhijun forderte die tadschikische Seite auf, alle notwendigen Ressourcen zum Schutz chinesischer Staatsbürger einzusetzen. Duschanbe verurteilte die Angriffe aufs Schärfste, erklärte, dass es den Forderungen Chinas große Bedeutung beimesse, und versicherte, dass es unverzüglich die Sicherheitsmaßnahmen verstärken werde.
Am Montag, dem 1. Dezember, veröffentlichte die chinesische Botschaft in Tadschikistan laut Global Times in ihrem WeChat-Account einen Aufruf an chinesische Unternehmen, Personal aus Gebieten an der tadschikisch-afghanischen Grenze dringend zu evakuieren. Besonderes Augenmerk wurde auf in der Goldgewinnung tätige Unternehmen in der Region gelegt.
Allen anderen in Tadschikistan befindlichen chinesischen Staatsbürgern wurde empfohlen, die regionale Sicherheitslage aufmerksam zu verfolgen, Reisen in Grenzgebiete zu vermeiden und Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Im Falle von Notfällen sollten sie sich umgehend an die tadschikischen Strafverfolgungsbehörden und die chinesische Botschaft wenden.
Anlass für die Reaktion waren zwei Vorfälle an der tadschikisch-afghanischen Grenze innerhalb der letzten sieben Tage. Am 26. November starben drei bei der Bergbaufirma „Shokhin SM“ beschäftigte Chinesen, ein weiterer wurde durch einen Angriff einer mit Granaten beladenen Drohne verletzt, die aus Afghanistan eingeflogen war. Am Abend des 30. November starben zwei an einem Straßenbauprojekt nahe der Grenze arbeitende Chinesen, zwei weitere wurden durch Beschuss von afghanischem Territorium verletzt. Laut tadschikischen Grenzschützern wurden diesmal Mitarbeiter des Straßenbauunternehmens China Road and Bridge Corporation angegriffen.
Die Sicherheitskräfte berichteten Präsident Emomali Rahmon über diese Vorfälle. Das Staatsoberhaupt „verurteilte entschieden die illegalen und provokativen Handlungen afghanischer Staatsbürger“ und wies die zuständigen Stellen an, wirksame Maßnahmen zur Beruhigung der Lage zu ergreifen.
Die in Afghanistan herrschenden Taliban* reagierten auf den ersten der beschriebenen Angriffe. Sie verurteilten die Tötung der chinesischen Arbeiter und bezeichneten die Angreifer als Provokateure, die die Region destabilisieren wollten. Das afghanische Außenministerium sprach sein Beileid aus und erklärte sich bereit, mit Duschanbe und Peking bei der Untersuchung des Vorfalls zusammenzuarbeiten.
*Die Organisation wird in einer Reihe von Ländern als terroristisch eingestuft und ist dort verboten.